29.02.2024
TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors
01. März bis 02. Juni 2024
Das Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigt vom 1. März bis 2. Juni 2024 die Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors«, die in Kooperation mit dem Museum Kunstpalast entstanden ist. Sie beleuchtet die jahrhundertalte Faszination des Horrors. Schrecken und Grauen begleitet die Menschheit durch die Jahrhunderte.
Dem Unbehagen davor steht jedoch in Kunst und Kultur ein lustvolles Interesse daran, manchmal gar ein humorvoller Zugang gegenüber. Die Ausstellung thematisiert erstmals die vielfältige und mehrdeutige Geschichte des künstlerischen Umgangs mit dem Schrecken sowie die Aktualität des Horrors in Mode, Musik, Film und der zeitgenössischen Kunst. Das Spektrum der mehr als 100 gezeigten Werke reicht von klassischer Malerei und Skulptur bis zu aufwendigen Installationen.
Schon in der Renaissance hatten Visionen von Hölle und Tod eine anziehende und zugleich faszinierende Wirkung. In der schwarzen Romantik und der Literatur Edgar Allan Poes erreichte die Faszination für das Grauen einen ersten Höhepunkt. Zu einem epochemachenden Phänomen wurde sie dann im Laufe des 19. Jahrhundert. Bildende Künstler*innen, die sich der Wissenschaft und Rationalität der Aufklärung verweigerten, wandten sich der Emotionalität, der Wildheit der Natur und übernatürlichen Themen zu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten dann blutrünstige Shows in Gruseltheatern wie dem Grand Guignol in Paris dafür, den Hunger nach der Lust des Schauderns zu stillen. Zeitgleich entwickelten frühe Horrorfilme die Hauptfiguren und Strategien der spannungsgeladenen und schaurigen Erzählkunst.
Die Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors« zeigt mit Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert den Ursprung der Darstellung des Grauens in der Kunst- und Kulturgeschichte. Der Schwerpunkt der Schau liegt auf Arbeiten der letzten zwanzig Jahre von Künstler*innen wie Alexander McQueen, den Chapman Brothers, Billie Eilish, Lars von Trier, Berlinde de Bruyckere, Mary Sibande und vielen anderen präsentiert. Death Metal und die blutgefüllten Turnschuhe von MSCHF treffen auf Beiträge von Andres Serrano und Eliza Douglas. Sie alle rufen mit ihren Werken ambivalente Gefühle von Angst, Unbehagen, aber auch Begeisterung hervor. Vollziehen sie damit einen Regelbruch? Überschreiten sie die Grenzen der gesellschaftlichen Konventionen? Auf jeden Fall sollen die Werke unter die Haut gehen und die Fantasie beflügeln.
Die Ausstellung
Die Präsentation beginnt mit einem Prolog, der veranschaulicht, wie die Kunst- und Kulturgeschichte von dem Thema Tod und Schrecken geprägt sind. Von den fantastischen Dämonen der Renaissance, die zu sündigem Verhalten verführen sollen, über die Landschaften der Romantik, die von Ruinen und Schatten durchdrungen sind, spannt sich ein Bogen bis hin zu den expressiven Gestalten, die in den frühen Horrorfilmen des 20. Jahrhunderts auf ihre Opfer lauern.
Der Hauptteil der Ausstellung legt den Fokus auf aktuelle Positionen in Kunst, Mode und Popkultur und geht den Fragen nach: Was passiert mit den klassischen Monstern, wenn die Ikonographie des Grauens zum Stilelement in der Pop-Kultur und Mode wird? Schwarze Kleidung und blasses Make-up, Markenzeichen der Goth-Ikonen, werden erweitert um Elemente aus Fantasy, Pop und Sportswear. Im Gegenzug halten Anregungen aus der Goth-Subkultur in die High Fashion Einzug: Alexander McQueen hat seine Kollektionen mit Narrativen von Trauma und Mysterium angereichert, Rick Owens und Rei Kawakubo haben die klassische Silhouette mit fremden, fast monströsen Anhängseln versehen und John Galliano sowie Jean Paul Gaultier haben den dunklen Glamour historischer Designs zum Vorschein gebracht. Junge (Mode-)Designer*innen wie MSCHF, Fantich & Young und Thom Browne finden in der Auseinandersetzung mit der Bildwelt des Horrors neue Wege, um zu rebellieren. Die Ablehnung von gängigen ästhetischen Normen ist fast zum Mainstream geworden.
Im Bereich der Musik stellt die Verwendung von Motiven des Grauens eine interessante Schnittmenge zwischen bisher unvereinbaren Genres dar. Während Metal und Rock, die einst mit Tod und Goth-Kultur assoziiert wurden, Elemente aus Pop und Hip-Hop übernehmen, verleihen sich Hiphop Künstler*innen wie Lil Nas X und Sängerin Billie Eilish durch die Verwendung einer Ästhetik des Schreckens ein neues Image. Die Adaption der Bildwelt des Horrors wird zu einem wichtigen Stilmittel, mit dem sich die Musiker*innen als gesellschaftliche Outlaws oder als missverstandene Monster kennzeichnen.
Die Auflösung der Grenzen ist im Film ebenso spürbar, und zwar nicht nur in Bezug auf die Genres, sondern auch hinsichtlich der grundlegenden Einteilung in ‚Gut‘ und ‚Böse‘ und der ‚wahren‘ Quelle des Horrors. Dracula und seine Nachfahren im frühen zwanzigsten Jahrhundert haben in zeitgenössischen Interpretationen eine Wandlung von schrecklichen Monstern hin zu romantischen, gequälten Seelen vollzogen, Figuren, die mit den Widrigkeiten des Alltags kämpfen und sich nach Zugehörigkeit sehnen. Auch Zombies sind in Serien wie »The Walking Dead« nicht mehr das ultimative Übel, sondern dienen als Hintergrundfolie, um den Menschen, der in einer dystopischen Welt ohne gesellschaftliche Ordnung auf sich gestellt ist, als eigentliche Bestie hervorzuheben.
Die Werke der modernen Kunst wiederum thematisieren Tod, Unheil, groteske Körper, grenzüberschreitende Mischwesen und gebrochene Identitäten. Daher vereint die Ausstellung blutrünstige postkoloniale Kritik von Adriana Varejão mit den Zeichen gesellschaftlicher Ungerechtigkeit in der Arbeit von Mary Sibande. In ähnlicher Weise kommt das Monströse in den skurrilen Gothic-Porträts von Amandine Urruty zum Ausdruck. Andres Serrano und Mat Collishaw verdeutlichen, dass Bilder des Todes unter die Haut gehen. Die Horrorsymbole, die in vielen Arbeiten aufgegriffen werden, sind Zeichen des Protests und des selbstbewussten Andersseins oder einfach beunruhigende Erinnerungen an die Sterblichkeit des Menschen.
Kuratorin: Westrey Page, Museum Kunstpalast
Co-Kurator: Dr. Oliver Sandrock, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Im Anschluss wird die Ausstellung vom 14. Juli bis 20. Oktober 2024 im Museum Georg Schäfer gezeigt.
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Die Pressefotos stehen ausschließlich für die Berichterstattung zur Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors« unter Nennung der vollständigen Creditline (siehe PDF mit Bildunterschriften) zur kostenfreien Verfügung bis 02. Juni 2024. Beschnitt nicht erlaubt.
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