Die Ursprünge der Sammlungen in der Geologie, Paläontologie und Mineralogie gehen auf Johann Heinrich Merck (1741–1791) zurück und stammen aus den 1780er Jahren. Der damalige Landgraf Ludwig X. erwarb Mercks Nachlass 1792 für sein Naturalienkabinett. Dies war die Grundlage für die heutige Ausstellung.
In der paläontologischen Ausstellung werden mit Fossilien aus den letzten 50 Millionen Jahren die Schwerpunkte der Sammlung gezeigt. Aus den Abschnitten Paläogen – Neogen – Quartär der Erdneuzeit stammen die wichtigsten Darmstädter Wirbeltierfossilien.
In der Geologie erklären ein Blockmodell die Plattentektonik und eine Wandinstallation aus Odenwaldgesteinen den Kreislauf der Gesteine. Schwerpunkt der Ausstellung ist ein interaktiver Schichtenscanner, der die Erdgeschichte erläutert. Parallel dazu werden die Erdzeitalter vom Kambrium bis zum Tertiär jeweils durch ein charakteristisches Fossil verdeutlicht. Ein Rudistenriff aus dem Oman steht hier stellvertretend für die Kreidezeit.
Paläogen – Neogen – Quartär
Der Ausstellungsbereich „Paläogen – Neogen – Quartär“ ist unterschiedlich alten Fossilfundstellen gewidmet.
Die „White River Badlands“, North Dakota, USA, sind 40–30 Millionen Jahre alt. Diese Gegend wird seit den 1840er Jahren erforscht und gilt als Geburtsort der nordamerikanischen Wirbeltierpaläontologie.
Vor ca. 32–30 Millionen Jahren kam es zu einem Meeresvorstoß in den Oberrheingraben. Der Rupelton der Tongrube Unterfeld und die Meeressande des Mainzer Beckens geben faszinierende Einblicke in die damalige Tier- und Pflanzenwelt.
Die ca. 10 Millionen Jahre alten Dinotheriensande Rheinhessens sind durch ihren Reichtum an fossilen Großsäugern vom Rüsseltier Deinotherium bis zum Menschenaffen bekannt geworden. Die Flussablagerungen finden sich auf einer Linie Westhofen – Eppelsheim – Alzey – Bingen. Damit wird der mäandrierende Hauptverlauf des Ur-Rheins nachgezeichnet. Der Lebensraum bestand aus Auenwäldern mit Grasflächen um den Fluss und Wäldern im Hinterland. Die etwa gleich alte Fundstelle Höwenegg ist Teil des Hegau-Vulkanfeldes am Südrand der Schwäbischen Alb. Am häufigsten treten am Höwenegg Fossilien der Gruppe der Huftiere auf. Bekannt wurden nahezu vollständige Skelette von Pferde- und Antilopenverwandten.
Die ca. 8–7 Millionen Jahre alte Tierwelt aus Samos und Pikermi (Griechenland) bildeten eine charakteristische Organismengemeinschaft verschiedener Tiere und Pflanzen. Dieses so genannte „Pikermi Biom“ erstreckte sich bis weit über den Mittleren Osten bis nach China und bestand aus eurasischen und afrikanischen Tieren, die in einem Waldland-Mosaik lebten.
Die Mauerer Sande entstammen einer ehemaligen Neckarschlinge in der Nähe des Ortes Mauer bei Heidelberg. Die Mosbach Sande stellen Ablagerungen des Rheins und Mains in der Nähe Wiesbaden-Biebrichs dar. Beide Fundstellen lassen sich in die Cromer-Warmzeit zwischen ca. 621.000 und 475.000 Jahren einordnen. In Mauer weist die Tierwelt mit Waldnashorn und Waldelefant auf ein Klima mit warmen Wintern und regenreichen Sommern hin.
Die Rheinschottersedimente der nördlichen Oberrheinebene vereinen Ablagerungen der letzten Warm- und Kaltzeit zwischen etwa 130.000 und 11.500 Jahren. Die Tierwelt ist mit Wollhaarmammut und Wollnashorn, Waldelefant und Waldnashorn, Flusspferd und Wasserbüffel, Bison sowie Riesenhirsch entsprechend divers.
Ein Exkurs gilt den Rüsseltieren. Sie zählen zu einer Ordnung mit vielen fossilen Arten, die bis auf Australien und die Antarktis weltweite Verbreitung fanden. Sie lassen sich mittels ihrer Zahnmuster – vom Höckermuster bis zu Schmelzlamellen – voneinander unterscheiden.
Kontakt
Dr. Oliver Sandrock
T 06151 3601-262