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Glasfenster mit dem Bildnis Karls des Großen im Bahnhof von Metz in den Aufenthaltsräumen von Kaiser Wilhelm II. Beginn des 20. Jahrhunderts
18.11.2014 – 25.01.2015

18.11.2014

Karl der Große

Karl der Große. 1200 Jahre Mythos und Wirklichkeit

Am Samstag, den 28. Januar 814, starb Karl der Große in seiner Pfalz zu Aachen, am Sonntag war er schon Geschichte. Wenn auch das karolingische Geschlecht noch fast 300 Jahre fortbestand, so brach unmittelbar nach seinem Tod eine neue Zeit an, die sich aber weiterhin der nachhaltigen Erinnerung an ihn bediente. Somit nahm am 29. Januar 814 die Rezeption Karls des Großen ihren Anfang und setzt sich bis heute fort.

Die Ausstellung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt findet anlässlich des 1200sten Todesjahres Karls des Großen 2014 statt und ist damit Teil einer Reihe nationaler und internationaler Ausstellungen über den Karolinger in seinem Jubiläumsjahr.

Inhaltlich setzt sich die Ausstellung mit der Rezeption, der anhaltenden Wirkungsgeschichte Karls des Großen als Person, als Idee oder als Mythos durch die Jahrhunderte auseinander. Wie ist er heute in unserem Bewusstsein verankert und auf welche Weise wird er im öffentlichen Leben wahrgenommen? Die Geschichte seiner Rezeption wird auf vielfältige Art von historischen und zeitgenössischen Objekten belegt sowie durch den Einsatz neuer Medien belebt.

Vier Themenbereiche, die inhaltlich und chronologisch aufeinander aufbauen und miteinander verbunden sind, prägen die Ausstellung. Sie zeichnen eine Abfolge der Rezeption Karls des Großen vom Kunsthandwerk über Reformen, über verschiedene Literaturauffassungen in Frankreich und Deutschland, über den Historismus, die Kaiserzeit, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus bis heute zum Kult um seine Person als „Vater Europas“ nach.


I. Kunsthandwerk und Reformen

Es wird gezeigt, wie lang und in welcher Form sich die Traditionslinien aus der karolingischen Zeit in der Kunst, die sich vor allem auf die Buchmalerei konzentriert, und im Kunsthandwerk der Gold- und Silberschmiede sowie der Elfenbeinschnitzer nachverfolgen lassen. Herausragende Stücke sind u. a. das Guntbald-Evangeliar aus dem Jahr 1011 oder zwei Elfenbeintafeln aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts. Ebenso wird der Nachhaltigkeit der karolingischen Reformen nachgegangen. Die von Karl eingeführte Einheitswährung des Silberpfennigs (Denar) bestimmte währen des gesamten Mittelalters das Geldsystem und hatte in Grundzügen in England bis 1971 Bestand. Das pondus Caroli, das Karlspfund, hatte durch die von ihm abgeleiteten Einheiten für Maße eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung für das ganze mittelalterliche Europa. Die erste einheitliche Buch- und Verwaltungsschrift, die karolingische Minuskel, verbreitete sich bis zum 12. Jahrhundert über ganz Europa und führte letztendlich über die humanistische Minuskel zu den noch heute gebräuchlichen Buchstaben der lateinischen Schrift (Antiqua-Schriften).


II. Literatur und Historismus

Die Verarbeitung der Person Karls des Großen in der französischen und deutschen Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert steht hier im Fokus. Die Legendenbildungen liefen in Frankreich und Deutschland größtenteils gegenläufig und führten im Grunde zu einem geteilten Gedächtnis in beiden Ländern. Zur Präsentation stehen zahlreiche illustrierte Werke zur Auswahl, die schon im 9. Jahrhundert beginnen (Einhard, Notger Balbulus), ihren Höhepunkt im ausgehenden Hoch- und Spätmittelalter erleben (Chanson de Geste, Strickers „Karl“) und seit dem Historismus unter veränderten Vorzeichen (Groschenromane, Sagen und Märchen) weitergeführt werden.


III. Kaiserzeit, Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Der Historismus leitet fließend über zur Rezeption Karls in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Die beiden letzteren hatten ein ausgesprochen ambivalentes Verhältnis zu Karl dem Großen. Hier taucht eigentlich zum ersten Mal der Europagedanke auf, der Reichsgründer, allerdings in einem völlig anderen Verständnis. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird Karl gegen seinen wieder auferstandenen Kontrahenten Widukind in der NS-Propaganda durchgesetzt. Eine SS-Division aus vorwiegend französischen Freiwilligen erhielt seinen Namen. Hier sind neben Realien auch Video-Stationen verortet mit Filmmaterial zu Division Charlemagne – mit einem unsäglichen Traditionsstrang bis heute – sowie Sprachstationen mit Zitaten verschiedener „Nazigrößen“ zu Karl dem Großen.


IV. Kult und Vater Europas

An das Dritte Reich schließt unmittelbar das Erscheinungsbild Karls des Großen in der Nachkriegspolitik an, in der er sich, wie schon bei den Nazis, als Vater Europas wiederfindet. Verschiedene Preise werden verliehen, politische, kulturelle und für die Jugend. Daneben macht sich aber auch eine gewisse „Unkultur“ breit, die sich den Namen des großen Karolingers völlig sinnentleert zu eigen macht (Souvenirs, Kitsch, Werbung). In diesem Abschnitt wird auch der Karlskult, eng verbunden mit der Herrscherlegitimation seit Otto III., über Barbarossa, Karl IV. und Napoleon bis heute dargestellt.

Ermöglicht durch

Weitere Informationen

Ort

Hessisches Landesmuseum Darmstadt Friedensplatz 1 64283 Darmstadt

Kurator*in

Dr. Bernhard Pinsker Annette Zeeb

Laufzeit

18. November 2014 bis 25. Januar 2015

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Die Haupthalle im Eingangsbereich des Hessischen Landesmuseums

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