Ausstellung organisiert vom Louvre und dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Mit dieser Ausstellung setzt der Louvre seine Serie von Präsentationen zu französischen Zeichnungen aus fremden Sammlungen fort. Dank der großzügigen Leihgabe des Hessischen Landesmuseum Darmstadt kann der Besucher in der Ausstellung nicht nur eine Sammlung außergewöhnlicher Arbeiten entdecken, sondern auch anhand der Blätter von Cousin, Callot, Le Brun, Poussin, Watteau oder Boissieu die Entwicklung des Naturalismus in den graphischen Künsten studieren – von seinen Voraussetzungen im französischen Klassizismus bis hin zu seiner Ausprägung im 18. Jahrhundert.

Die französischen Zeichnungen im Hessischen Landesmuseums Darmstadt

Einen wesentlichen Grundstock für den Bestand der alten Zeichnungen in der Graphischen Sammlung am Hessischen Landesmuseum Darmstadt bildete die Erwerbung der Sammlung von Emmerich von Dalberg im Jahre 1812. Der 1773 geborene hessische Aristokrat wurde unter dem ersten Empire Botschafter am französischen Hof. Er war ein enger Freund Talleryands und genoss die Vergünstigungen Napoleons, 1809 wechselte er in den französischen Staatsdienst. Als geschickter Diplomat und Geschäftsmann baute er seine Sammlung einerseits durch Ankäufe bei den Händlern Giovanni Maria und Domenico Artaria in Mannheim auf, andererseits aber auch und vor allem in Paris. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelang es ihm, wesentliche Teile der berühmten Kollektionen von Pierre-Jean Mariette und Marquis de Lagoy zu erwerben. Emmerich Joseph von Dalberg führte ein Leben in Luxus und trug seine Sammlung mit großem Eifer zusammen, dabei waren seine Aktivitäten immer am eigenen finanziellen Vorteil orientiert. 1812 verkaufte er seine Zeichnungssammlung an Ludewig I. von Hessen, den Napoleon 1806 vom Landgrafen zum Großherzog ernannt hatte. 1820 wandelte Ludewig der I. seine fürstlichen Sammlungen in ein öffentliches Museum.

Heute zählt die Graphische Sammlung, obwohl sie zum Teil bewegte Zeiten durchlaufen hat, zu den wichtigsten in Europa. Sie umfasst neben einem beachtlichen Bestand an Druckgraphiken auch eine kontinuierlich ergänzte Kollektion von rund 8200 alten Zeichnungen aus allen Schulen. Dazu gehören nicht nur über 700 italienische Blätter, sondern ebenfalls 489 französische Zeichnungen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Anlässlich einer Publikation vom Hessischen Landesmuseum – dem von deutschen und französischen Forschern erarbeiteten Bestandskatalog dieser französischen Zeichnungen – werden 64 der schönsten Arbeiten davon im Louvre ausgestellt.

Eine heterogene und originelle Sammlung

Der Louvre unterstreicht die Intensität und Qualität dieser Sammlung von französischen Zeichnungen, indem er die Werke chronologisch und unter ästhetischen Gesichtspunkten präsentiert. Gerade in Anbetracht der Verbindungen zu bekannten Stechern oder der hier vertretenen hoch berühmten Zeichner lassen die Arbeiten ihre einzigartige Qualität erkennen. Gleichwohl können auch Zeichnungen, die von weniger bekannten Künstlern ausgeführt wurden, Überraschungen bergen.

Indem die Sammlung drei Jahrhunderte künstlerischer Entwicklung durchmisst, zeigt sie eine große Vielfalt an kunstgeschichtlichen Stilen. Die französischen Blätter des 16. Jahrhunderts, die noch vom Manierismus geprägt sind, sind zwar der Anzahl nach relativ klein doch von außergewöhnlich hoher Qualität (Thiry, Cousin, Delaune). Einen beachtenswerten Grad an Originalität zeigt das 17. Jahrhundert mit einer schönen Gruppe von Blättern der zweiten Schule von Fontainebleau (Fréminet, Cordier, Brébitte, Vignon), einige davon sind den viel talentierten Künstlern aus dem lothringischen Raum zugeschrieben (Bellange, Callot), beide waren sowohl als Stecher wie Zeichner ausgebildet. Außerdem sind die Beiträge der Künstler, die unter der Regierung Louis XIII. arbeiteten, bemerkenswert (Vouet und seine Schüler, La Hyre). Des Weiteren sind die Künstler unter Louis XIV. gut vertreten, insbesondere Le Brun, Van der Meulen und La Fosse. Genauso reich ist die Kollektion im 18. Jahrhundert bestückt. Dazu gehören die großartigen Vertreter des Stils der „fêtes galantes“, wie Gillot und Watteau, ebenso wie die führenden Vertreter des Rokoko, beispielsweise Boucher, Pierre, Trémolières und Fragonard. Schließlich bewahrt die Sammlung auch die Arbeiten großer Landschaftszeichner, wie Vernet, Hubert Robert und Boisseu, genauso wie die der Historienmaler (Berthélemy, Doyen, Greuze), die die französische Kunst in Richtung des strengen neoklassizistischen Stils führten, der perfekt durch Peyron, Moitte, Chodet und Girodet umgesetzt wurde. 

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