29. Januar bis 24. April 2016
Albrecht Dürer
Meisterwerke der Druckgraphik aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt
Großer Saal
Der spätere Großherzog Ludewig I. von Hessen, auf dessen Sammlungen das heutige Hessische Landesmuseum Darmstadt gründet, konnte bereits 1802/03 über die Mannheimer Kunsthandlung Artaria Albrecht Dürers (1471-1528) graphisches Werk fast vollständig und in schönster Druckqualität für die Darmstädter Sammlung erwerben. Später ist der Dürer-Bestand kaum noch ergänzt worden. Artaria hatte die Dürer-Kollektion hauptsächlich in Paris zusammengestellt. Wie aus handschriftlichen Vermerken auf einigen Blättern hervorgeht, waren diese zuvor im Besitz des berühmten Graphikhändlers Pierre Mariette, ein Name der bis heute Kennerschaft und höchste Qualitätsmaßstäbe verbürgt.
Aus ihrem mehrere Hundert Arbeiten umfassenden Gesamtbestand an Dürer-Graphik hat die Graphische Sammlung eine Ausstellung mit 130 Arbeiten, Holzschnitte und Kupferstiche in vorzüglichen Abzügen sowie einige rare Eisenradierungen, zusammengestellt. Zu sehen sind ausgewählte Blätter der Passionszyklen, der Apokalypse, des Marienlebens, sowie Einzelblätter zu verschiedenen mythologischen und sakralen Themen. Dem Besucher wird in der Ausstellung anhand dieser kostbaren Druckgraphiken vermittelt, welch herausragende Rolle Albrecht Dürer für die Druckgraphik im 16. Jahrhundert zukommt, indem er sie in den Rang der Kunst erhob. Die Ausstellung mit den Glanzstücken von Albrecht Dürers Graphikkunst eröffnet die Perspektive auf einen der wichtigsten Abschnitte der abendländischen künstlerischen Entwicklung überhaupt.
Verantwortlich: Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen Sammlung
18. Februar bis 16. Mai 2016
Verborgene Schönheit
Kunstformen der Natur
Karl Freund-Galerie
Das Hessische Landesmuseum Darmstadt widmet Ernst Haeckels „Kunstformen der Natur“ eine Sonderausstellung in der Karl-Freund-Galerie und verbindet damit zwei seiner Hauptschwerpunkte: Natur und Kunst.
In den kunstvollen Lithographien, die der Jenaer Künstler Adolf Giltsch nach Haeckels Zeichnungen schuf, sind Radiolarien – mikroskopisch kleine Einzeller –, Quallen und andere Lebewesen symmetrisch und in strengen, linearen Formen auf Papier gebannt. Die „Kunstformen der Natur“ sollten Vorbilder für die Künstler der Zeit sein, sie sind aber auch beeinflusst von der Kunst vergangener Jahrhunderte. Lange zuvor hatten Künstler die Natur als Inspirationsquelle gewählt. Haeckel dagegen wollte die Natur selbst als die größte Künstlerin zeigen. In den minutiös abgezeichneten stereometrischen Formen bildete sich für ihn Schönheit und Gesetzmäßigkeit aller Natur ab. Kunst und Natur verflechten sich. Der bedeutende Zoologe kannte Darwins Evolutionslehre und Goethes Gestaltlehre genauso wie die Kunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der Einfluss seiner Lithographien reichte weit über die Biologie hinaus.
Die Ausstellung präsentiert zoologische und geologische Präparate – die realen Vorbilder der Lithographien – und stilbildende naturwissenschaftliche Illustrationen der Zeit ebenso wie ornamentale Graphik vom 15. Jahrhundert bis zum Jugendstil. Auch der Einfluss der „Kunstformen“ auf die spätere Kunst wird beleuchtet: Seit der Jahrhundertwende orientieren sich Künstler, Architekten und Designer weltweit an den „Kunstformen der Natur“. Objekte aus der reichen Jugendstilsammlung des Hauses, aber auch Klassiker des modernen Designs illustrieren deren Einfluss bis heute.
Verantwortlich: Die wissenschaftlichen VolontärInnen, Dr. Davide Dossi, Dr. Katrin Friedemann, Dr. Jutta Reinisch, Dr. Karen Ziaja in Zusammenarbeit mit Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen Sammlung
15. April - 4. September 2016
DIALOGE 04. Transit: Ströme. Larissa Fassler & Mirko Martin
Eine Ausstellung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt und der Schader-Stiftung in der Galerie der
Schader-Stiftung, Goethestr. 1, 64285 Darmstadt
Transit ist kein vereinzeltes Phänomen oder ein abgegrenzter Vorgang, sondern findet permanent statt sowohl als Lebens- und Wachstumsprozess, der eine ständige Veränderung und Metamorphose einschließt, als auch im gesellschaftlichen Prozess, in dem soziale, ökonomische und individuelle Aktionen stets Veränderungen und Verwandlungen sowie Folgeprozesse hervorbringen.
In einem globalisierten Umfeld manifestieren sich diese Vorgänge in Strömen: Menschenströme, Warenströme, Datenströme, Geldströme, Recyclingströme oder auch Bilder-, Ideen- und Kulturströme in einem gleichsam unendlich sich perpetuierenden Umlauf. Dieser ist jeweils regional sowie global und massenhaft wahrnehmbar sowie letztlich auch verortbar, besonders in städtischen Räumen.
Die kanadische Künstlerin Larissa Fassler (geb. 1975, lebt in Berlin) und Mirko Martin (geb. 1976, lebt in Berlin) beschäftigen sich in unterschiedlichen künstlerischen Gattungen wie Zeichnung, Plastik und Film mit dem Thema Transit in städtischen Ballungsgebieten. Larissa Fassler beobachtet über Wochen städtische Plätze und zeichnet die Bewegungsströme von Menschen, Waren und Bildern auf. Soziale, ökonomische und politische Strömungen werden sichtbar. Die architektonischen Hüllen dieser Ströme visualisiert sie in raumgreifenden Plastiken. Der Videokünstler Mirko Martin filmt Menschenströme in Metropolen wie Los Angeles oder hektische Arbeitsabläufe im Warentransportverkehr. Die unmittelbare visuelle und akustische Konfrontation mit dem, was wir häufig selbst alltäglich erleben, macht diese Ströme umso einprägsamer bewusst.
Kennzeichen beider künstlerischen Wahrnehmungen sind empirische Herangehensweise, genaue Beobachtung, formale Präzision und eine ästhetische Formensprache, welche das Thema „Transit: Ströme“ vor allem im Kontext prozesshafter und komplexer Abläufe eindrücklich erfahrbar werden lässt.
Verantwortlich: Dr. Klaus-D. Pohl, Kustos 19. bis 21. Jahrhundert
15. Juli bis 16. Oktober 2016
CHIC! Mode im 17. Jahrhundert
Großer Saal
Was „chic“ war im 17. Jahrhundert, wie modisch oder auch nicht sich vor allem die bürgerliche Oberschicht kleidete, erfährt man fast ausschließlich aus bildlichen Darstellungen. Originalkostüme haben sich nur vereinzelt erhalten. Eine der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen weltweit befindet sich im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. Die insgesamt 18 Kostümoberteile, einst getragen von wohlhabenden Damen und Herren der Kölner Gesellschaft und entstanden zwischen 1610 und 1660, gehören zu den absoluten kostümgeschichtlichen Raritäten. Nach über 70 Jahren und einer umfassenden Restaurierung durch die Abegg-Stiftung in Riggisberg (Schweiz) werden die überaus seltenen, zum Teil singulären Exemplare erstmals wieder in einer umfangreichen Sonderausstellung zu sehen sein.
Im Mittelpunkt der hochkarätigen Schau stehen die Wämser, Mieder und Oberröcke des HLMD, die einen einzigartigen Überblick über die Entwicklung der Mode im 17. Jahrhundert eröffnen. Sie begeistern durch ihre Materialien – Seide und Samt, Spitzen und Bänder – ebenso wie durch ihre Verarbeitung. Zu ihnen gesellen sich Accessoires wie Kragenstützen, Mühlsteinkragen, bestickte Behältnisse, Schmuck und ein ebenso rarer Bestand an Schuhen. Kombiniert werden die Objekte mit Gemälden und Graphiken. Porträtisten und Genremaler wie Thomas de Kayser, Gerard ter Borch, Anthonie Palamedesz, John Michael Wright, Pieter Codde, Gottfried von Wedig, Jacques Callot und viele andere zeigen in ihren Bildern, wie die im Original erhaltenen Kleidungsstücke getragen wurden. Zahlreiche bedeutende Museen konnten als Leihgeber gewonnen werden. So ergänzen unter anderen die Scottish National Portrait Gallery (Edinburgh), das Wallraf-Richartz-Museum Köln, das Kölnische Stadtmuseum, das Städel Museum Frankfurt, die Gemäldegalerie Alte Meister Kassel und das Bayerische Nationalmuseum München den eigenen Gemäldebestand des HLMD.
Verantwortlich: Dr. Wolfgang Glüber, Kustos Kunsthandwerk ab 1550
27. Oktober 2016 bis 22. Januar 2017
Gestaltete Sehnsucht
Reiseplakate um 1900
Karl Freund-Galerie
Ende des 19. Jahrhunderts ermöglichte es der Fortschritt in der Drucktechnik der Lithographie es, farbige Plakate in hohen Auflagen und im großen Format zu drucken. Seit etwa 1870 eroberten farbige Bildplakate die Straßen Europas und Amerikas. Das HLMD besitzt mit etwa 1000 Werken eine umfangreiche, hervorragende Sammlung von Plakatkunst um 1900, die im HLMD zuletzt in den 1960er Jahren präsentiert wurde. Die aktuelle Ausstellung „Gestaltete Sehnsucht. Reiseplakate um 1900“ ist die erste einer geplanten kulturhistorischen Ausstellungsreihe zu den Plakatbeständen am HLMD.
Um 1900 stand der Massentourismus noch am Anfang, der Wettstreit um Gäste hatte aber schon begonnen. So versuchten die Werbetreibenden das Besondere der jeweiligen Region ins rechte Bild zu rücken. Großflächig, in kräftigen Farben und schwungvollen Konturen werben Reiseplakate für den Urlaub in den Bergen mit Wandern oder Skifahren. Sie zeigen Männer und Frauen in Aktion mit wehenden Schals und geröteten Wangen. Kurbäder locken mit ihren mondänen Hotelanlagen, jodhaltigem Wasser und gesunder Luft. Städte inszenieren ihre Wahrzeichen.
Moderne Fortbewegungsmittel und die Motorisierung werden Thema, etwa bei geselligen Radtouren, bequemen Zugfahrten oder dem schnellen Automobil. Bergbahnen und Rundflüge versprechen neue Perspektiven. Reiseveranstalter bieten Weltreisen in Luftschiffen oder auf Luxusdampfern. Reizvoll sind außerdem die historischen Details auf den Reklametafeln für Mode, Reiseutensilien, Wander- oder Ski-Ausrüstungen.
In der Ausstellung, die 80 Plakate umfasst, sind Pioniere der Plakatkunst vertreten, etwa Alphonse Mucha, Lucian Bernhard, Edmund Edel, Ludwig Hohlwein, Carl Kunst, Julius Klinger.
Verantwortlich: Dr. Mechthild Haas, Leiterin der Graphischen Sammlung
2. Dezember 2016 – 27. März 2017
Anthony Cragg – Skulpturen
Großer Saal
Anthony Cragg (geb. 1949, Liverpool) ist einer der bedeutendsten internationalen Bildhauer der Gegenwart. Der in Wuppertal lebende britische Künstler, bis 2013 Rektor der Kunstakademie Düsseldorf und international vielfach ausgezeichnet, wird ca. 20 Arbeiten der letzten Jahre im architektonisch eindrucksvollen Großen Saal präsentieren.
Seine teilweise großformatigen Skulpturen aus Metall, Marmor, Holz und neuerdings auch Glas sind von organischen Naturformen oder der menschlichen Figur inspiriert und von faszinierender Ästhetik. Im Vordergrund steht das Material als stärkster Ausdrucksträger der Skulptur überhaupt. In langwierigen Entstehungsprozessen der Formung, Gestaltung und Material- und Oberflächenbehandlung „wachsen“ förmlich Skulpturen in den Raum, die fast einen wesenhaften Charakter haben oder in Windungen und Wölbungen an unendlich wachsende Strukturen erinnern. In der sakral anmutenden Architektur des Ausstellungsraums erhalten diese Skulpturen eine überragende und eindrucksvolle Präsenz.
Die Ausstellung wird eine der wichtigsten monografischen Ausstellungen des Künstlers in Deutschland im Jahr 2016 sein.
Verantwortlich: Dr. Klaus-D. Pohl, Kustos Malerei und Plastik 19. bis 21. Jahrhundert
Stand 27. November 2015, Titel- und Laufzeitänderungen vorbehalten, YM