Die Bestände der Graphischen Sammlung von über 50.000 Blatt umfassen alle Epochen der Zeichenkunst und der Druckgraphik vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Wenn Papier vor schädlichen Einflüssen wie Licht, Feuchtigkeit, Temperaturschwankungen oder mechanischer Beanspruchung geschützt wird, kann es lange Zeit überdauern. Deshalb gehört zur Graphischen Sammlung des Hessischen Landesmuseums Darmstadt eine eigene Restaurierungswerksatt. Die dort arbeitenden Diplom-Restauratorinnen und -Restauratoren sind mit der konservatorischen und restauratorischen Betreuung der Sammlungsbestände betraut. Ihre Aufgabe ist es, den Zustand der Kunstwerke zu dokumentieren und geeignete Maßnahmen vorzunehmen, um diesen zu stabilisieren und gegebenenfalls zu verbessern.
Konservieren
Verwahrt werden die wertvollen Bestände der Graphischen Sammlung in zwei Großraumdepots von insgesamt rund 400 qm. Sie entsprechen den neuesten Technik- und Sicherheitsstandards. Es herrscht ein stabiles Klima (konstante Temperatur bei 20°C ± 2°C und 50% relativer Luftfeuchtigkeit). Die Blätter werden in Tresoren und Schränken vor Licht geschützt gelagert, große Teile der Bestände sind in eigens dafür entwickelten Klapp-Kassetten deponiert. Der Schwerpunkt der Arbeit der Papierrestauratoren liegt auf schadensvorbeugenden und bestandserhaltenden Maßnahmen. Die hochwertigen Materialien der Passepartouts, Mappen und Umschläge zur Aufbewahrung der Kunstwerke sind säurefrei, alterungsbeständig und tragen zur Optimierung des unmittelbaren Umfeldes der Sammlungsbestände bei. Der Schadensvorbeugung dienen außerdem die Klimakontrolle und -regulierung in den Depoträumen, dem Studiensaal und den Ausstellungsräumen, genauso wie sichere Transport- und Verpackungsmaßnahmen innerhalb der Sammlung und für Leihgaben. Dies ist wirkungsvoller und auch weniger kostenintensiv als aufwändige nachträgliche Restaurierungen.
Restaurieren
Jedes Kunstwerk ist einzigartig. Es birgt eine Geschichte, das einzelne Blatt hat Gebrauchsspuren sowie künstlerische und materialeigene Informationen. Allein durch einen normalen Alterungsprozess (interne Faktoren) können Papiere, je nach Inhaltsstoffen braun und/ oder brüchig werden. Durch zu viel Licht oder starke Klimaschwankungen (externen Faktoren) wird dieser Alterungsprozess auch noch beschleunigt. Diese Einflüsse können Stockflecken oder Schimmelbildung hervorrufen oder Tintenfraß begünstigen. Zu den externen Faktoren zählen auch Insekten (Schäden durch Fraßspuren) oder der Mensch, der durch unsachgemäße Handhabung Knicke, Risse oder Fehlstellen verursachen kann. Entsprechend der Schadensdokumentation erfolgt die Wahl der Gegenmaßnahmen. Als grundsätzliches Prinzip gilt, dass alle restauratorischen Eingriffe möglichst reversibel sein sollen und sie die Wahrnehmung des Kunstwerkes nicht dominieren dürfen. Die in der Graphischen Sammlung angewendeten Praktiken reflektieren nicht nur den neuesten technischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnisstand, sondern berücksichtigen gleichzeitig den historischen wie künstlerischen Stellenwert der Arbeiten auf Papier und die Einbettung in die Geschichte der Sammlung.
Kontakt
Dipl.-Rest. Friederike Zimmern-Wessel
Leiterin der Restaurierungswerkstatt
Graphische Sammlung
T 06151 3601-256
E-Mail